Mit analogem Pop gegen den Winter

Das menschliche Ohr ist ein hübsch geformtes Faszinosum: aller High-Tech-Maschinerie zum Trotz kann es analoge von digitalen Tönen unterscheiden. Und bei mancher MusikliebhaberIn nimmt der gehörte Unterschied magisch Einfluss auf die Amplitude emotionaler Beteiligung.

So original nach Surf-Psychedelic-Beat wie das neue Studioalbum von LABRADOR klang schon lange nichts mehr, das nicht direkt aus der verstaubten Plattenkiste stammt. This Time gibt der Modeneurose namens Retroklangsucht einen neuen Maßstab vor, der wohl lange unerreicht bleiben wird. Man kann sich von nun an die Wortfindungssuche sparen und einfach sagen: diesen Gitarren-Hall von ‘I Am Maybe Not What I Am’; diesen Bass von ‘On Your Knees’; dieses Delay aus ‘The Story Goes On’. Der dänische Wahlberliner Flemming Borby aka LABRADOR hat für seinen vierten Tonträger This Time mit Produzent Johnny Stage jenen Soundtüftler gefunden, der seiner Idee und einer losen Sammlung von Songs den fehlenden Klang bastelte. Herausgekommen ist eine erstklassig zeitlos unzeitgemäße Hybridgeburt aus Indiepop und 60er Jahre-Geist.

Gelungen ist dies Johnny Stage durch eine komplett analoge Technik. Die Berlin-Episode: Aufnahme im Studio P1 im ehemaligen DDR Funkhaus in der Nalepastraße, u.a. mit dem ARP-String-Ensemble-Synthesizer aus David Bowies Berlin Trilogy. Der Kopenhagener Fortsetzungsroman: Abmischung in Johnnys Studio, das komplett ohne Plug-In’s und digitale Outboards auskommt und über Tape-Echos und Spring Reverbs in einem analogen Mischpult endet, welches speziell für John Cale in den 70-er Jahren gebaut wurde.

Der Promo-Text von LABRADOR bietet als Hörorientierung folgende Clashes an: Psychedelic trifft auf Indiepop? MORRICONE trifft auf das Jahr 2011? THE DOORS begegnen BELLE AND SEBASTIAN? Ich füge hinzu: THE ZOMBIES meet CALEXICO? MARC BOLAN meets HOLLY GOLIGHTLY?

Durch 36 Minuten knackigen Beatpop, sanfte Popballaden und kreischende Surf-Gitarrenriffs hindurch herrscht heitere Sommerstimmung mit dem Schuss Sentimentalität, der sich hinter der guten Laune meist versteckt. Und das wetterbedingt absolut passende Highlight der Platte, anlässlich der Veröffentlichung von This Timeim .HBC hemmungslos den 60ies huldigen und das Tanzbein schwingen bis der Schweiß tropft.

(Diese Rezension erschien zuerst auf Popmonitor.berlin.)

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Freitag, 03.02.12 // .HBC
VALKE
21 Uhr, Abendkasse 10 Euro (ermäßigt: 7 Euro)

LABRADOR
This Time
(Divine Records)
VÖ: 20.01.2012

www.labrador.dk
www.facebook.com/labradormusic
www.divine-records.com

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